Kennzahlen im Unternehmensbereich Produktion und Leistungserbringung

Die Produktion und Leistungserbringung stellt das Kernelement der operativen Tätigkeit dar. Zur Steigerung der Effizienz innerhalb der Wertschöpfung ist die Koordinierung der Produktionsprozesse innerhalb des Unternehmensbereichs wichtig. Durch innovative Produktionsprozesse und die damit einhergehenden Wettbewerbsvorteilen sind die Differenzierung von Wettbewerbern und die Verbesserung der Marktposition möglich. Die regelmäßige Erhebung und Auswertung von Kennzahlen trägt durch den Informationsgewinn zur Steigerung der Produktqualität bei.

Sowohl die Qualität der Produktion und Leistungserbringung als auch der Grad der Effizienz und Effektivität der Anlagen und Mitarbeiter wird anhand der folgenden Kennzahlen erhoben. Dies führt zu Möglichkeiten zur Optimierung der Wertschöpfung.

 

Die Frühindikatoren für die Produktion und Leistungserbringung:

  • Ausschussquote (Anzahl fehlerhafter Produkte / Gesamtstückzahl (in %)):
    Die Ausschussquote beschreibt das Verhältnis der fehlerhaften Produkte an der Gesamtstückzahl. Maschinen, Anlagen, Mitarbeiter, Prozesse und Qualitätsprobleme bei Lieferanten können Ursachen für hohe Ausschussquoten darstellen. Im Falle einer hohen Ausschussquote sind die Fehlerquellen zu ergründen. Die Ausschussquote ist durch Maßnahmen, wie die Reduzierung von innerbetrieblichen Transportwegen, so stark wie möglich zu verringern. Für eine differenzierter Betrachtung, kann auch der Ausschuss je Fertigungsstunde gemessen werden, die Kennzahl ergibt sich, in dem der gesamte Ausschuss durch die Anzahl der Fertigungsstunden dividiert wird. Durch die Einführung von Konzepten zur kontinuierlichen Verbesserung sowie zur Verringerung von Verschwendung wird die Ausschussquote sukzessive reduziert.
  • Garantieleistung (Garantieleistung in EUR / Fertigungsstunden):
    Diese Kennzahl gibt Auskunft über das Ausmaß, anfallender Garantieleistungen und ermöglicht Schlussfolgerungen über den Grad der Qualitätssicherung im Unternehmen.
  • Unterhaltsintensität (Aufwand für Reparatur und Instandhaltung / Wiederbeschaffungswert):
    Die Unterhaltsintensität dient der Qualitätsbewertung der Produktionsanlagen. Im Zeitverlauf wird dieser Wert aussagekräftiger, da die Qualität mit zunehmender Nutzungsdauer vermehrt unter die Probe gestellt wird.
  • Anlageneffektivität (OEE) (Verfügbarkeit * Leistung * Qualität (in %)):
    Die Anlageneffektivität ist eine Kennzahl zur Messung der Wertausschöpfung der Produktionsanlagen. Sie setzt sich aus der Verfügbarkeit (Tatsächliche Produktionszeit / mögliche Produktionszeit), der Leistung (Tatsächliche Ausbringung / mögliche Ausbringung) und der Qualität (Fehlerfreie Produkte / Ausbringungsmenge) zusammen. Eine hohe Anlageneffektivität wird erreicht, wenn jede der drei Komponenten hohe Werte aufweist. Im Idealfall schöpft die Anlage die maximale Produktionszeit aus und realisiert in dieser Zeit eine hohe Ausbringungsmenge bei einer gleichzeitigen minimalen Ausschussquote. Eine Anlageneffektivität von 85 Prozent wird als sehr gut eingestuft.
  • Lohnstundeneffizienz der Produktion bzw. des Lagers (Produktionsmenge / Lohnstunden der Produktions- bzw. Lagermitarbeiter):
    Durch die Lohnstundeneffizienz wird das Verhältnis der Produktionsmenge zu den Lohnstunden errechnet. Dadurch wird der Fokus auf die Produktionsmenge um den Mitarbeitereinsatz ergänzt. Somit kann eine rückläufige Produktionsmenge eine höhere Lohnstundeneffizienz bedeuten, wenn die eingesetzten Lohnstunden sich überproportional verringern. Durch die Berechnung der Lohnstundeneffizienz des Lagers werden die Lohnstunden der Lagermitarbeiter in Zusammenhang mit der Produktionsmenge gesetzt. Dies ermöglicht Rückschlüsse auf die Produktivität der Mitarbeiter. Um Zielwerte zu definieren ist ein Vergleich mit vergangenen Perioden sinnvoll, da somit die Entwicklung der Lohnstundeneffizienz analysiert wird.
  • Qualität der innerbetrieblichen Lieferungen (Anzahl der fehlerfreien innerbetrieblichen Lieferungen / Gesamtzahl der innerbetrieblichen Lieferungen (in %)):
    Die Qualität der innerbetrieblichen Lieferungen beschreibt das Verhältnis der fehlerfreien innerbetrieblichen Lieferungen zu der Gesamtzahl der innerbetrieblichen Lieferungen. Die Prüfung der Qualität der innerbetrieblichen Leistungserbringung hat die Qualitätssteigerung zum Ziel. Zu diesem Zweck fließt der Input der vorgelagerten Wertschöpfungsprozesse (z.B. Vormontage / Schweißen / Endmontage) als Lieferung in die Betrachtung ein, wodurch innerhalb des Unternehmens ein gesteigertes Qualitätsempfinden entsteht. Dies verbessert einerseits den Produktionsprozess dadurch, dass die Leistungen der vorgelagerten Stufe effizienter verarbeitet werden, andererseits steigt die Qualität der Produkte, die an die Kunden verkauft werden. Ideal ist ein Wert von 100 Prozent.

 

Die Spätindikatoren für die Produktion und Leistungserbringung:

  • Wertschöpfungsquote (Wertschöpfung / Gesamtleistung (in %)):
    Die Wertschöpfungsquote beschreibt die Fertigungstiefe eines Unternehmens. Die Gesamtleistung (Umsatz + Bestandsveränderungen + Erträge aus aktivierten Eigenleistungen) kann näherungsweise durch den Umsatz ersetzt werden, falls die sonstigen Positionen durch das Rechnungswesen nicht erfasst werden. Dies verringert die Genauigkeit, ist aber für KMU leichter zu erheben. Die Wertschöpfung lässt sich mittels dem additiven (Jahresüberschuss + Personalaufwand + Steueraufwand + Zinsaufwand) und dem subtraktiven Verfahren (Gesamtleistung – Materialaufwand – Abschreibungen – sonstige betriebliche Aufwendungen) berechnen. Die Wertschöpfungsquote beschreibt den Mehrwert, den das Unternehmen durch den Fertigungsprozess vom Einkauf bis zum Verkauf durch die Betriebstätigkeit generiert. Eine niedrige Wertschöpfungsquote deutet darauf hin, dass ein großer Teil der Prozesse ausgelagert ist. Demnach werden die Fertigprodukte in hohem Maße gekauft und nur geringfügig veredelt. Unternehmen mit einer niedrigen Wertschöpfungsquote sind von Lieferanten abhängiger als Unternehmen mit einer hohen Wertschöpfungsquote. Letztere führen einen großen Teil der vorgelagerten Wertschöpfungsprozesse eigenständig durch. Andererseits reagieren Unternehmen auf Konjunktur- und Auftragsschwankungen flexibler, wenn die Wertschöpfungsquote geringer ist.
  • Optimale Losgröße:
    Die optimale Losgröße kann sowohl für die Produktion als auch für den Einkauf genutzt werden. In der Produktion beschreibt die optimale Losgröße die optimale Menge an Produkten, die gesammelt produziert werden. Die Gesamtkosten bei der Eigenproduktion setzen sich aus den Rüstkosten, welche fixe Kosten sind, und den anschließenden Kapitalbindungskosten bei der Lagerung zusammen. Durch die optimale Losgröße wird die Produktionsmenge pro Los bestimmt, bei der die Gesamtkosten am niedrigsten sind. Dies ist von besonderer Bedeutung, da die Produktion eine direkte Wirkung auf das operative Ergebnis hat und somit wert daraufgelegt werden sollte, Kosteneinsparungspotenziale zu nutzen.Die Berechnung ist wie folgt:

     

    Optimale Losgröße = √((2 * Rüstkosten pro Umstellung * Bedarfsrate / Lagerkostensatz) * (1 – Bedarfsrate / Produktionsgeschwindigkeit))

    Das Ergebnis der Berechnung ist die optimale Losgröße, jedoch müssen zusätzlich die optimalen Zeitabstände bestimmt werden. Dazu wird die optimale Losgröße durch die Bedarfsrate geteilt, sodass aus dem Ergebnis hervorgeht, wie lang die optimalen Zeitabstände zwischen den Losen sind. Sind die Zyklen zu lang und die Losgröße zu gering, sollte über die Einstellung des Produktes nachgedacht werden. Beispielsweise werden in der Getränkeindustrie immer wieder neue Produkte durch den Vertrieb gefordert. Wenn deren jährliche Absatzmenge allerdings nach einem bestimmten Zeitraum nur wenige Stunden der Produktionskapazität auslastet, liegt die Entscheidung auf der Hand.

  • Produktionsdurchlaufzeit (Bearbeitungszeit des Produktes in allen Prozessen + Liegezeiten zwischen den Prozessen und im Wareneingangs- und Fertigteillager):
    Die Produktionsdurchlaufzeit ist die Dauer, die ein Produkt für das Durchlaufen des gesamten Wertschöpfungsprozesses benötigt. Eine geringe Durchlaufzeit ist anzustreben, da dies in Folge der minimierte Liege-, Transport-, Fertigungs- und Rüstzeiten eine geringere Kapitalbindung im Umlaufvermögen mit sich bringt. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Liquidität aus. Je nach Produkt- / Produktgruppe oder Dienstleistung müssen Zielwerte vorgegeben werden. Die Durchlaufzeit ist durch entsprechende Maßnahmen zu reduzieren, sodass der Vergleich mit Vergangenheitswerten sinnvoll ist, um den Fortschritt zu dokumentieren und analysieren.
  • Maschinenstillstand (produktive Stunden / geplante Stunden):
    Der Maschinenstillstand misst die Leerlaufzeiten der Maschinen und dient als Indiz zur Beurteilung der Produktivität. Die Betrachtung dieser Kennzahl im Zeitverlauf und der Vergleich zur Konkurrenz können Kostenabbaupotenziale und Optimierungspotenziale im Produktionsprozess aufzeigen.

 

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