GEN – Gründung durch Nachfolge

Der Weg in die Selbstständigkeit ist für viele Menschen erstrebenswert.-So wurden laut dem Institut für Mittelstandsforschung im ersten Halbjahr 2021 bereits 123.000 gewerbliche Existenzen gegründet.[1]

Der Traum vom eigenen Unternehmen lässt sich jedoch nicht nur durch eine Neugründung realisieren, sondern auch durch die gezielte Übernahme eines bereits bestehenden Betriebes, z.B. im Rahmen einer Unternehmensnachfolge. Jedes Jahr stehen rund 30.000 Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland vor der Aufgabe die eigene Nachfolge zu regeln und dies bietet für Interessierte eine Chance, die durchaus vorteilhaft sein kann.

 

Die Vorteile einer Gründung durch Nachfolge

Markteintritt

Aus einer Geschäftsidee ein Unternehmen zu formen und dieses im Markt zu etablieren, ist ein komplexe, zeitaufwendige und langwierige Aufgabe.

Bei der Übernahme eines bestehenden Betriebs hingegen sind die Markteintrittsbarrieren bereits überwunden. Das erworbene Unternehmen ist von Beginn der Übernahme an am Markt etabliert und verfügt über einen Namen innerhalb der Branche.

Für NeugründerInnen gestaltet sich in der Regel die Durchsetzung gegenüber den gefestigten Marktteilnehmern als besonders herausfordernd und riskant.

Interne Ressourcen

Wer plant ein Unternehmen zu gründen, muss hierfür zunächst die unternehmensinternen Grundlagen schaffen. Als UnternehmensnachfolgerIn kann für die Verwirklichung der eigenen Ideen von Beginn an auf die notwendige Einrichtung und Ausrüstung sowie auf ein qualifiziertes und aufeinander abgestimmtes Team von Mitarbeitern zugegriffen werden. Ebenfalls bestehen bereits unternehmensinterne Strukturen, auf die der Unternehmensnachfolger bzw. die Unternehmensnachfolgerin zurückgreifen kann.

Finanzen

Zusätzlich werden meist von Anfang an Umsätze realisiert, welche die Umsetzung der eigenen unternehmerischen Ziele erleichtert.

Die Neugründung erfordert ein Startkapital, da die Ausgaben in der Frühphase der Unternehmensentwicklung weit über den Einnahmen liegen. Ein bestehendes Unternehmen verfügt bereits über Finanzkennzahlen, auf deren Grundlage die strategische Planung des Unternehmens erfolgen kann.

Externes Netzwerk

Ein bedeutender Aspekt für den Erfolg einer Unternehmung ist ein starkes Netzwerk externer Stakeholder. Der Käufer bzw. die Käuferin eines Unternehmens erwirbt in der Regel auch ein vorhandenes Netzwerk bestehend aus Kunden-, Lieferanten- und Finanzbeziehungen.

 

Prozessschritte zur erfolgreichen Übernahme eines Unternehmens

Der Unternehmenserwerb ist ein äußerst komplexer Prozess den sowohl KäuferInnen als VerkäuferInnen meist nur ein einziges Mal in ihrer beruflichen Laufbahn begegnen.

In der Regel haben die Beteiligten nur ein begrenztes Maß an Erfahrung auf diesem Gebiet. Aus diesem Grund haben die Experten des BDU-Fachverband Gründung, Entwicklung und Nachfolgeregelung mit dem Artikel „Gründung durch Nachfolge im Mittelstand“ einen Orientierungsrahmen geschaffen, welcher GründerInnen bei der Unternehmensübernahme unterstützt.

 

1. Realistische Selbsteinschätzung des eigenen Unternehmerpotenzials

Vor Beginn der eigentlichen Suche nach einem geeigneten Unternehmen, sollten Sie die eigenen Kompetenzen und Mittel objektiv analysieren. Dieser Schritt erleichtert die Eingrenzung der Suche nach dem geeigneten Unternehmen und unterstützt Sie dabei die Notwendigkeit und den Umfang einer externen Beratung einzuschätzen. Reflektieren Sie vor der eigentlichen Suche insbesondere Ihre Führungsfähigkeiten, Sozialkompetenzen, finanziellen Mittel und Ziele sowie Ihre Branchenkenntnisse und -erfahrungen.

 

2. Erstellung eines Suchprofils

Bevor die eigentliche Suche beginnt, empfehlen wir Ihnen, sich zu überlegen, welche Branche und Unternehmensart zu Ihnen passen. Das Festlegen spezifischer Kriterien und detaillierter Anforderungen wie bspw. Unternehmensgröße, Umsatzspanne, Mitarbeiteranzahl, oder Rechtsform sind zu definieren. Des Weiteren sollten Sie sich Gedanken über die zu erwartende Rendite, den maximalen Kaufpreis und ob sie eine Mehrheits- oder Minderheitsbeteiligung eingehen möchten. Im nächsten Schritt legen Sie die Art der Übernahme und die Investitionsphase fest. Zudem ist zu beachten, in welchem Maß Sie an der Führung des Unternehmens partizipieren möchten. Eine starke zweite Führungsebene ist eine Grundvoraussetzung, wenn sie nicht planen, an der operativen Geschäftsführung zu partizipieren. Bringen Sie auch Ihre persönlich Ausschlusskriterien in das Suchprofil ein, diese sind für die Eingrenzung der Ergebnisse ebenso ausschlaggebend wie Ihre Vorstellungen und Wünsche.

 

3. Entwicklung einer erfolgversprechenden Strategie für die Unternehmenssuche

Für die Suche nach dem idealen Unternehmen bieten sich unterschiedliche Lösungen an. Internetplattformen wie nexxt-change.org (staatlich) oder dub.de (privat) ermöglichen potenziellen Gründern selbständig nach geeigneten Ergebnissen zu suchen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Kreditinstitute über das eigene Suchprofil in Kenntnis zu setzen, damit diese als Intermediär zu ihren Unternehmerkunden fungieren können. Abhängig von der eigenen Expertise, kann es sinnvoll sein einen Nachfolgeberater mit der Suche zu beauftragen. Fachleute verfügen über die nötige Erfahrung und das richtige Netzwerk, um Sie bei der Suche nach geeigneten Kaufoptionen zu unterstützen.

 

4. Identifizierung des geeigneten Sparringspartners

Der gewählte Berater hat maßgeblichen Einfluss auf den Erfolg einer Nachfolgeregelung. Er begleitet Sie durch die einzelnen Schritte und ergänzt Ihre persönlichen Kompetenzen in Bereichen, in denen Sie Unterstützung benötigen. Überprüfen Sie vorab bei der Wahl Ihres Beraters dessen fachliche Kompetenz anhand vorhandener Referenzen und treffen sie Ihre Entscheidung auf Grundlage eines schriftlichen Angebots.

 

5. Ausarbeitung einer tragfähigen Finanzierung und Berücksichtigung der Refinanzierung bei der Kaufpreishöhe

Der Finanzierungsplan sollte weit mehr, als den bloßen Kaufpreis des Unternehmens berücksichtigen. Besonders wichtig sind der mittelfristige Investitionsbedarf und die Festlegung eines realistischen Unternehmerlohns. Der tatsächliche Finanzierungsbedarf ergibt sich aus der Verrechnung von Eigenkapital und benötigtem Gesamtkapital.

 

6. Erkennen des Unternehmenswerts

Ist das richtige Unternehmen gefunden, ist es für den weiteren Verlauf entscheidend, den Unternehmenswert zu ermitteln. Dieser Schritt ist für eine fundierte Kaufpreisverhandlung essenziell. Für die Wertermittlung bieten sich unterschiedliche Verfahren an, häufig wird hierzu das Ertragswertverfahren herangezogen, bei dem sich der Wert auf der Grundlage zukünftiger Gewinne berechnen lässt.

 

7. Durchführung einer Due Diligence (Risikoprüfung) sowie Erstellung eines Vertrags

KäuferInnen müssen hierzu eine detaillierte Risikoprüfung des Unternehmens (Due Diligence) durchführen, um eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen und die eigene Zahlungsbereitschaft anhand der Fakten zu beziffern. Für Unternehmensbereiche, die außerhalb der eigenen Fachkenntnisse liegen, empfiehlt es sich, Fachleute mit der Prüfung zu beauftragen. Der Kaufvertrag wird durch die Anwälte beider Parteien geprüft, um einseitige vertragliche Vorteile auszuschließen.

 

8. Frühzeitige Planung der Übergabe

Ein reibungsloser Übergabeprozess ergibt sich aus frühzeitiger und umfassender Planung und Vorbereitung. In der Übergabephase ist die Transparenz gegenüber Mitarbeitern Kunden und Lieferanten entscheidend. Die durch den Führungswechsel erforderliche Veränderungen lassen sich nur durch umfassende Kommunikation realisieren.

 

Sind Sie noch auf der Suche nach einem geeigneten Sparringspartner?

Unternehmensberater, die wie wir Mitglied des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater e.V. (BDU) sind, haben sich freiwillig dazu entschieden, einheitliche Berufsgrundsätze und Qualitätsstandards anzuerkennen und umzusetzen.

So bieten die Berater des BDU dem (Ver-)Käufer nachweisbar fachliche Qualifikationen, zugesicherte Objektivität, Vertraulichkeit und angemessene Honorare. Dies sind, aus unserer Sicht, die Grundpfeiler einer guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit.

 

Bei Fragen kontaktieren Sie uns gerne über unser Kontaktformular oder melden Sie sich direkt telefonisch bei uns unter 0611 – 99 94 00.

 

[1] https://www.ifm-bonn.org/statistiken/unternehmensuebertragungen-und-nachfolgen