Digitalisierung in der Unternehmensnachfolge
Welche Rollen spielen Unternehmensbörsen und Vermittlungsplattformen im Internet?
Nach Schätzung des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn steigt die Zahl der zur Übergabe anstehenden Unternehmen in Deutschland weiter an. Für den Zeitraum 2022 bis 2026 kommt eine aktuelle Studie des Instituts dabei zu dem Ergebnis, dass bundesweit bei etwa 190.000 Unternehmen eine Unternehmensnachfolge ansteht. Die höchste Zahl an anstehenden Unternehmensübergaben findet sich dabei in der Größenklasse 500.000 bis 1 Mio. Euro Jahresumsatz und in den Branchen der unternehmensbezogenen Dienstleistungen, gefolgt vom produzierenden Gewerbe und dem Handel.[1]
Bedeutsamer für das Nachfolgegeschehen ist zudem die demografische Entwicklung, da der größte Anteil an Unternehmen, die in den kommenden Jahren vor der Übergabe stehen, auf das Alter der Geschäftsführung zurückzuführen ist.
Als übergabereif gelten demnach Unternehmen, deren Inhaber das Alter von 66 Jahren im Prognosezeitraum erreichen werden, d.h. vor dem Beginn des Prognosezeitraums 61 Jahre alt oder älter waren. Dies trifft auf etwa 20 Prozent der Unternehmen in Deutschland zu.
Wie in vielen anderen Strukturen der deutschen Wirtschaft, wird seit einiger Zeit auch der Verkauf und der Kauf von Unternehmen zunehmend online abgebildet. Um der steigenden Anzahl an Unternehmensnachfolgen gerecht zu werden, bietet sich hierfür, neben den klassischen Unternehmensberatungen die auf Unternehmenstransaktionen (M&A) spezialisiert sind, auch die Möglichkeit der Nutzung von Unternehmensbörsen zur Identifizierung geeigneter Übernehmer an.
Diese haben in den letzten Jahren zunehmend an Größe und Bedeutung gewonnen und sich zu einem unterstützenden Teil des M&A-Bereichs, insbesondere bei der Findung geeigneter Übernehmer etabliert.
Die am häufigsten genutzten Unternehmensbörsen sind:
- Nexxt-change
- Deutsche Unternehmerbörse (DUB)
- Deal Circle
- Biz-Trade
- Lokale Börsen nach Bundesländern und Regionen
Vorteile digitaler Unternehmensbörsen
Die Vorteile digitaler Unternehmensbörsen liegen auf der Hand. Diese bieten eine große Reichweite, eine gezielte Suche und vergleichsweise geringe Kosten.
Neben essenziellen Informationen rund um das Thema Unternehmensnachfolge, der passenden Finanzierung, oder auch verschiedenen Förderprogrammen, erhalten Verkäufer und Interessenten in erster Linie so Kontakt zu möglichen Gesprächspartnern. Einige Plattformen bieten neben dem reinen Inserat oder Matching auch weitere Unterstützungen an. Die meisten Unternehmensinhaber beschäftigen sich nur einmal in ihrer Karriere mit einer Unternehmensnachfolge und sind daher über jede Unterstützung dankbar. Hierbei können Unternehmensbörsen eine Hilfe sein, den kompletten Nachfolgeprozess abbilden können diese allerdings nicht und ebenso nicht den Erfahrungsschatz und die Kompetenz hierauf spezialisierter Berater ersetzen. Die Erstellung von Unterlagen oder die Wertermittlung leistet eine Plattform ebenso nicht. Dies stellt auch gleichzeitig den entscheidenden Nachteil digitaler Unternehmensbörsen dar. Weitere Nachteile von digitalen Unternehmensbörsen können eine unspezifische Filterung der Inserate und ein unübersichtlicher Aufbau der Website sein. Ebenfalls ist die Kommunikation zwischen Interessenten und Inserierenden teilweise optimierungsbedürftig.
Digitale Unternehmensbörsen erzielen teilweise jeweils mehr als eine Millionen Besucher und über drei Millionen Seitenaufrufe jährlich. Insgesamt liegt der Schwerpunkt bei Verkaufsinseraten.
Jede Unternehmensbörse hat ihre eigene Prägung:
- Nexxt-change ist eine kostenfreie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) betriebene Online-Plattform für Unternehmenskäufe und – verkäufe und bietet ein breites Netzwerk aus über 700 IHKs, Sparkassen und Volksbanken und 15 Unternehmensberatungen des Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen e.V. (BDU), welche als Regionalpartner zur Seite stehen und die Inserate prüfen, freigeben und betreuen.
- Die kostenpflichtige Deutsche Unternehmerbörse bietet Unternehmen eine Plattform für den gesamten DACH-Raum, sowie für Mittel- und Osteuropa. Diese bietet Unterstützung durch das Partnernetzwerk bestehend ausführenden deutschen Wirtschaftsmedien.
- Deal Circle ist ein 2018 gegründetes Unternehmen, welches sich als Matching-Plattform für Unternehmenstransaktionen etabliert hat. Diese ist im DACH-Raum aktiv und bietet eine eigene Käuferdatenbank, bestehend aus über einer viertel Million Profilen, mit einem Sell-Side Mandat für M&A-Berater, die auf Knopfdruck kostenfrei eine Liste potenzieller Unternehmenskäufer zur Verfügung stellt. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Abschluss für die derzeit über 500 Berater und Investoren. Nach Abschluss eines Deals trägt der Käufer die Honorarkosten.
- Biz-Trade bietet für Investoren die Möglichkeit in Europa, sowie in Australien, der Türkei und in China nach passenden Unternehmen zu suchen. Neben diesem kostenfreien Service besteht die Möglichkeit erfahrene Spezialisten auch im Rahmen einer Finanzierungsanfrage oder bei der Beantragung von Fördermitteln mit einzubinden.
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[1] https://www.ifm-bonn.org/fileadmin/data/redaktion/publikationen/daten_und_fakten/dokumente/Daten-und-Fakten_27_2021.pdf
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