Die Finanzierung im M&A-Prozess

Die Bestimmung der Kapitalstruktur, das heißt die Strukturierung der Kaufpreisfinanzierung stellt eine der wichtigsten Herausforderungen im Rahmen eines Unternehmenskaufs dar.

Unabhängig von dem Anlass für den Unternehmenserwerb existieren unterschiedliche Modelle zur Strukturierung der Transaktion, aus denen sich auch Auswirkungen auf die Finanzierung ergeben. Entscheidend sind die Rahmendaten der Deal Struktur.

 

Mögliche Finanzierungsmodelle

Soll ein fixer Kaufpreis in Form einer Einmalzahlung geleistet werden oder sind Teilzahlungen oder Rentenzahlungen vorgesehen. Sind spätere Zahlungen von zuvor bestimmten Parametern (Umsatz, Kunden) abhängig (Earn out Klausel). Ist die Übernahme von Fremdkapital (Kreditinstitute) vorgesehen und wurden hierzu Bürgschaften oder dingliche Sicherheiten der Verkäufer hinterlegt? Bei der Wahl einer intelligenten Finanzierung muss die gesamte Struktur passen.

Der Käufer wird nur in seltenen Fällen in der Lage oder gewillt sein, einen Unternehmenskauf vollständig mit eigenen Mitteln (Eigenkapital) zu finanzieren, weshalb für diese Fälle passende Finanzierungspartner gefunden werden müssen.

 

Bestandteile der Finanzierungsstruktur

Die wichtigste Säule der Finanzierungsstruktur ist das Eigenkapital. Je besser die Eigenkapitalausstattung eines Unternehmens ist, desto größer sind seine wirtschaftliche Sicherheit und die finanzielle Stabilität. Eigenkapital steht dem Unternehmen zinslos und dauerhaft zur Verfügung. Es trägt das volle unternehmerische Risiko und partizipiert im Gegenzug unmittelbar an den Chancen des Unternehmens.

In Abhängigkeit von der jeweiligen unternehmerischen Situation kann üblicherweise davon ausgegangen werden, dass in einer festzulegenden Finanzierungsstruktur der Anteil des Eigenkapitals zwischen 25% und 55% liegen sollte, um einen angemessenen Chancen- und Risikoausgleich zwischen Eigenkapital- und Fremdkapitalgebern zu gewährleisten.

Für den Käufer stellt sich die Herausforderung, eine Finanzierungsstruktur zu generieren, die eine optimale Rendite des eingesetzten Eigenkapitals ermöglicht. Die im Vergleich zum Eigenkapital niedrigeren Fremdfinanzierungskosten, sowie die daraus resultierende Möglichkeit, mit einer zunehmenden Verschuldung die positive Wirkung des Leverage-Effekts auszunutzen, sind neben der teilweise steuerlichen Abzugsfähigkeit der Kreditzinsen ein entscheidender Grund für die Aufnahme von Fremdkapital im Rahmen der Finanzierung.

Außer der klassischen Fremdfinanzierung über Kreditinstitute existiert auch die Möglichkeit zum Abschluss eines Verkäuferdarlehens, in dem der Verkäufer regelmäßige, verzinste Zahlungen vom Käufer erhält.

Im Rahmen einer Gesamtlösung kann eine Finanzierungslücke zwischen Eigen- und Fremdkapital entstehen. Diese wird durch Mezzanine-Kapital, einer hybriden Finanzierungsform, geschlossen.

 

Vorteile bei der Nutzung von Fördermitteln

Zu den Möglichkeiten einer Kaufpreisfinanzierung können öffentliche Fördermittel bzw. KfW-Darlehen genutzt werden. Diese haben den Vorteil, dass sie häufig zinsgünstiger sind als klassische Kredite, die allein über Kreditinstitute abgewickelt werden.

Außerdem ermöglichen viele Förderprogramme auch Haftungsfreistellungen oder Bürgschaften sowie tilgungsfreie Jahre zu Beginn der Laufzeit. Somit bieten Fördermittel attraktive Vorteile für Unternehmen zur Finanzierung der Nachfolgelösung.

 

Wichtige Parameter

Die Finanzierungsstrukturierung muss für den Käufer wie auch für das Zielunternehmen tragbar sein, die erforderlichen Mittel müssen fristgerecht und im benötigten Umfang zur Verfügung stehen. Die finanzierenden Partner müssen eine dem Risiko entsprechende Rendite erwarten können und für den Alteigentümer muss ein optimaler Verkaufserlös darstellbar sein.

Das Verhältnis von Eigen-, Fremd- und Mezzanine-Kapital wird deshalb neben der Verschuldungskapazität vorrangig durch die Fähigkeit der Zielgesellschaft bestimmt, die von Eigenkapitalinvestoren und Mezzanine-Kapitalgebern geforderten Renditen zu erzielen.

Eigenkapital, das einem Unternehmen außerhalb der Börse bereitgestellt wird, wird als Private Equity bezeichnet. Beteiligungsgesellschaften richten ihre Finanzierungszusage nahezu ausschließlich an Unternehmen mit einem überproportionalen Wertsteigerungspotenzial, da eine hohe Rendite auf ihr eingesetztes Kapital gefordert wird. Die Rendite wird weniger durch eine laufende Vergütung, als vielmehr durch einen signifikanten Wertzuwachs des Zielunternehmens generiert. Bei klassischen Beteiligungsgesellschaften wird in der Regel nach drei bis sieben Jahren die Veräußerung der Beteiligung realisiert. Diese Zielrenditen bewegen sich im Bereich von 20 bis 40 % jährlich. Zu den Kernkriterien gehören ein professionelles Management, ein klar definiertes Marktumfeld, zukunftsträchtige Produkte und Technologien, klar strukturierte Unternehmensprozesse und eine starke Ertragskraft.

Zentrale Kriterien für Finanzdienstleister sind der generierbare Cashflow (die Kapitaldienstfähigkeit) und das Besicherungspotenzial des Unternehmens in Form von werthaltigen Sicherheiten (Immobilien, Maschinen, Anlagen) und Geschäftsanteilen. Eine Risikominimierung kann auch über die Bürgschaftsbanken erfolgen. Das gesamte verzinsliche Kapital sollte ein EBITDA-Vielfaches von sechs nicht überschreiten.

Welche Finanzierungsinstrumente zur Deckung des sich aus der Differenz von Transaktionsvolumen und den Eigenmitteln ergebenden Kapitalbedarfs in welchem Maße im Einzelnen zum Einsatz gelangen, kann nur anhand der Umstände des Einzelfalls bestimmt werden.

Das Transaktionsvolumen ergibt sich neben dem Kaufpreis durch Addition der Gebühren und Honorare für Beratungsleistungen sowie der weiteren Transaktionskosten. Das mögliche Transaktionsvolumen wird nach oben begrenzt durch formale, bzw. faktische Restriktionen hinsichtlich des Einwerbens von Fremdkapital und der Gesamtkapitalrentabilität.

Der Verschuldungsgrad eines Unternehmens, das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital, ist einer der wichtigsten Indikatoren für das Potenzial einer weiteren Fremdkapitalaufnahme. Im Allgemeinen gilt, dass eine Geschäftstätigkeit mit niedrigerem Risiko einen höheren Hebel ermöglicht als eine Geschäftstätigkeit mit höherem Risiko. Demgegenüber kann ein zu hoher Eigenmittelanteil bereits die Rendite für den Käufer unattraktiver gestalten. Entscheidend ist auch wie viele Jahre das erreichte EBITDA rechnerisch zur Schuldentilgung eingesetzt werden müsste, um alle zinsauslösenden Verbindlichkeiten zu tilgen. Hierbei gelten Werte als angemessen, welche kleiner als drei Jahre sind und als schlecht, wenn diese größer als zwölf Jahre sind.

 

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