Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf den Finanzdienstleistungssektor aus?

Die ökonomischen Folgen der Corona-Krise ließen bislang nur wenige Branchen gänzlich unbetroffen. Dass die Bereiche Veranstaltungen, Tourismus und Gastronomie besonders stark unter den Auswirkungen der Pandemie leiden, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Inwiefern auch Kreditinstitute betroffen sind, hat PERICON für Sie zusammengefasst.

 

Finanzen und Kennzahlen – schwarze Zahlen mit Abstrichen

Gemessen am Betriebsergebnis konnten deutsche Banken im Jahr 2020 mit einem Plus von 17 Prozent einen deutlichen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr verzeichnen.

Mit einem Betriebsergebnis von 33,4 Mrd. EUR kompensiert der Zuwachs nicht nur die Einbrüche im Jahr 2019, sondern stellt auch ein Plus von 3 Prozent gegenüber dem Vorkrisenjahr 2018 dar.

Der Jahresüberschuss (vor Steuern) hingegen fiel von 18,9 Mrd. EUR (2018) auf 14,3 Mrd. EUR (2020), trotz des höheren Betriebsergebnisses. Dieser Umstand ist durch das veränderte Bewertungsergebnis bedingt.

Der Bewertungsaufwand stieg durch den höheren Vorsorgeaufwand für Bankrisiken von 6,7 Mrd. EUR auf 13,3 Mrd. EUR. Hinsichtlich der Effizienz zeichneten sich bankgruppenübergreifend Verbesserungen ab.

Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis konnte gegenüber 2019 um 3,7 Prozentpunkte verbessert werden und liegt mit 72,3 Prozent auch 0,8 Prozentpunkte unter dem Wert von 2018.[1]

 

Regulatorische Veränderungen der europäischen Zentralbank (EZB)

Durch die pandemiebedingte Ausnahmesituation kam es zu Beschlüssen der EZB mit erleichternden Bedingungen für Banken innerhalb des Regelwerks Basel III. Um die Auswirkungen der Krise zu dämpfen, dürfen Banken nun, die von ihnen angelegten Kapital- und Liquiditätspuffer frei nutzen.

Darüber hinaus wurden die Anforderungen an die Qualität des Eigenkapitals gemindert, welches der Absicherung von risk weighted assets dient. Banken dürfen nun auch Eigenkapitel verwenden, dass nicht den CET-1-Kriterien entspricht, um die Säule-2-Anforderungen zu erfüllen.[2]

Zudem erhöhte die Bankenaufsicht den Entscheidungsspielraum der Banken. Diesen wird ein Ermessensspielraum bei der Einstufung von „notleidenden Krediten“ eingeräumt, sofern diese Kredite staatlich garantiert sind. Dadurch müssen weniger Rückstellungen gebildet werden und den Banken stehen insgesamt mehr Mittel zur Kreditvergabe zur Verfügung.[3]

Die zuvor beschriebenen regulatorischen Lockerungen wurden zu Beginn des Jahres 2020 bekannt gegeben und haben vermutlich einen beträchtlichen Beitrag zur Verbesserung der finanziellen Situation gegenüber dem Jahr 2019 geleistet.

 

Phönix aus der Asche

Trotz des deutlich gestiegenen Bewertungsaufwands und den daraus resultierenden Einbußen im Jahresüberschuss birgt die Situation auch Chancen für die Finanzdienstleistungsbranche. Die Analogie zum Phönix, der aus der Asche wieder aufersteht, ist zugegeben etwas ausschweifend, in Anbetracht der Tatsache, dass die deutschen Banken verhältnismäßig glimpflich davongekommen sind.

Die Pandemie hat in vielen Bereichen umfassende Veränderungsprozesse angestoßen, welche auch nach der Krise weiter voranschreiten werden. Diese reichen von logistischer Umstrukturierung globaler Lieferketten, bis hin zur technologischen Weiterentwicklung im Rahmen der Digitalisierung.

Für Banken, aber auch für andere Unternehmen, ergibt sich aus der pandemiebedingt gesteigerten Nutzung technischer Hilfsmittel ein Momentum für technologische Innovation. Cloud-Technologien können die Effizienz interner Prozesse erheblich verbessern. Banken profitieren von diesem Wandel gleich mehrfach. Neben den eigenen Veränderungen und Investitionen muss auch die Transformation anderer Unternehmen von Banken finanziert werden, eine Gelegenheit, die es künftig zu nutzen gilt.[4]

 

[1] Kirchner, Christian: „Wie haben Banken und Sparkassen das Corona-Jahr überstanden?“, in: www.finanz-szene.de, 28.09.2021, URL: https://finanz-szene.de/banking/wie-haben-banken-und-sparkassen-das-corona-jahr-ueberstanden/, Abruf am 30.09.2021.

[2] European Central Bank: “ECB Banking Supervision provides temporary capital and operational relief in reaction to coronavirus”, in: www.bankingsupervision.europa.eu, 12.03.2020, URL: https://www.bankingsupervision.europa.eu/press/pr/date/2020/html/ssm.pr200312~43351ac3ac.en.html, Abruf am 30.09.2021.

[3] European Central Bank: “ECB Banking Supervision provides further flexibility to banks in reaction to coronavirus”, 20.03.2020, URL: https://www.bankingsupervision.europa.eu/press/pr/date/2020/html/ssm.pr200320~4cdbbcf466.en.html, Abruf am 30.09.2021.

[4] Wuermeling, Joachim: “Der (lange?) Schatten der Pandemie: Was auf Banken und Aufsicht zukommt“, 14.06.2021, URL: https://www.bundesbank.de/de/presse/reden/der-lange-schatten-der-pandemie-was-auf-banken-und-aufsicht-zukommt-867802, Abruf am 30.09.2021.